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Kapitel 1
Die Stimme meines Herzens - …nehme ich die Flügel des Abendrots…

Müde lasse ich mich auf mein Fensterbrett sinken. Einen Fuß stelle ich gegen die Wand, den Anderen lasse ich hinunter baumeln.
Diese Ruhe und Einsamkeit tut mir gut.
Endlich frei atmen.
Die Aussicht die ich von meinem Zimmer aus habe finde ich heute unbeschreiblich schön. Vom siebten Stock des Hochhauses in dem ich wohne kann ich bis zu den alten Bahngleisen und zum Waldrand sehen.
Das ist wohl der einzige Vorteil daraus, dass ich am Stadtrand lebe. Den der Stadtrand ist… nun ja, hier möchte man nicht leben, wenn man sie Wahl hat.
Meine Familie kann es sich nicht aussuchen.
Das konnten wir noch nie.
Weder meine Mutter, noch meine Schwestern… und ich kann es auch nicht.
Sonst komme ich immer erst viel später nach Hause.
Nach der Schule arbeite ich noch als Kellnerin.
Aber heute nicht.
Zum Glück – Heute seh’ ich mir den Sonnenuntergang an.
Abgespannt lege ich mein Gesicht gegen die kühle Fensterscheibe.
Ein fast vollkommenes Bild, das sich mir hier bietet.
Ich könnte es immer haben…
Meine Gedanken schweifen ab… Ich könnte so Vieles auf der Welt haben.
Oder nicht?
Eher unwahrscheinlich.
Da, wo ich herkomme hat fast keiner eine Perspektive. Wir teilen alle ein Schicksal – Wir haben keine Zukunft.
Mein Vater hat sich zu Tode gesoffen, da war ich gerade 13 und meine Mutter ist auf dem Besten weg, es ihm gleich zu tun.
Der größte Teil unseres knappen Budgets geht für Alkohol drauf. Meistens ist es Bier. Billiges Bier.
An manchen Tagen halte ich den abgestandenen Geruch danach kaum aus. Mittlerweile hat er sich aber in alle Schränke und Möbel gefressen. Nicht einmal Lüften hilft da noch viel.
Wenigstens arbeitet meine Mutter. Das rechne ich ihr hoch an. Immerhin hat sie drei Töchter zu ernähren.
Julia und ich steuern aber auch einen wesentlichen Teil in die Familienkasse bei.
Oft stelle ich mir vor, wie es wäre, könnte ich mein selbst verdientes Geld für mich behalten. Ich würde es gut anlegen – für später.
Aber jeden morgen sehe ich dann unsere kleine Saskia und will nicht, dass sie ohne Frühstück in die Schule gehen muss.
Ich lächle in mich hinein als mir meine hausmütterlichen Anwandlungen bewusst werden.
Auch wenn der Grund dafür sehr schmerzt, ich tue es gern.
Jeden Tag versetzt mir die harte Realität einen Stich mitten ins Herz.
Mein Mund wird trocken, und der Klos in meinem Hals wird größer, wie immer eben, wenn ich daran denke, wie es in meiner Familie wirklich zugeht.
Den Wunsch nach einer Familie, in der man etwas wie Zusammenhalt spüren kann habe ich seit meiner Kindheit.
Ich bin damit groß geworden.
Eigentlich bin ich es gewohnt allein zu sein.
Mit der Zeit entschied ich mich regelrecht dazu, Einzelgängerin zu sein. Wahrscheinlich kann ich meine Freunde deshalb an einer Hand abzählen.
Trotzdem werde ich meinen Weg machen.
Auch wenn ich nicht weiß wie genau, aber eins steht fest – Ich werde ihn allein machen.
Langsam färbt sich der Himmel rosa.
Ich genieße solche Momente. Sie sind so selten.
Stress, Hektik, Leistungsdruck – einfaches Alltagsleben.  
Diese Dinge bestimmen mein Leben.
Hörbar atme ich aus.
Zeit ist Geld – und Geld haben wir nicht.
So sieht’s aus.
Ich glaube der Himmel wurde wieder etwas dunkler. Sogar der Mond ist schon ganz blass zu sehen.
Meinetwegen kann es ewig dauern, bis es Nacht wird.
Denn wenn es dunkel wird werden meine Sorgen und Ängste realer als sie es tagsüber sind. Da lenken mich andere Dinge ab.
In der Dunkelheit drohen mich die Schatten jedes Mal aufzufressen.
Ich liebe den Sonnenuntergang…
Dann quietscht leise die Tür und Saskia steht mit ihrem Kuscheltuch im Arm vor mir.
„Wo bleibt Mami?“, fragt sie leise.
In mir breitet sich etwas aus, das mir die Luft abschnürt.
Einfach ein kleines Mädchen, welches nach seiner Mutter fragt.
Meine kleine Schwester.
Hat sie geweint? Ihr Anblick droht mir das Herz zu zerreisen.
Die Illusion vom perfekten Bild – dem Sonnenuntergang – verschwimmt vor meinen Augen.
Sie sieht so verletzlich aus, wie sie da steht. Ganz allein, hinter ihr der dunkle Korridor.
Aber ich weiß nicht, was ich tun soll.
„Kommt sicher bald. Die ist noch Gräber gießen.“
Gräber gießen – das ist der Job unserer Mutter.
Aber die ernüchternde Wahrheit ist, dass sie zu ihrem „Stammtisch“ im Sportheim gegangen ist. Korrekt ausgedrückt ist es für sie nur ein offizieller Anlass sie wieder einmal zu besaufen.
Saskia kommt zu mir aufs Fenster geklettert. Ich weiß, was sie sucht. Einfach ein kleines bisschen menschliche Wärme.
Sie lacht als sie sich über mein Bett zu mir hinauf kämpft.
Ich muss auch lächeln und nehme ihre kleinen Hände um ihr zu helfen.
Vor Schmerz zucke ich zusammen, als sie nach meinem Arm greift um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
Davon bekommt sie allerdings nichts mit.
Die Kleine sitzt einfach nur glücklich neben mir und grinst. Ein richtiger kleiner Sonnenschein.
Ich fahre mir vorsichtig über die Unterarme und hoffe, dass Saskia nichts davon merkt. Sie ist noch zu klein um zu verstehen, was ich mir da antue.
Und ich will nicht, dass sie es weiß.
Ihr fragender Blick entgeht mir nicht, aber ich sage nichts.
Dann fängt sie an, stolz von der Schule zu erzählen. Sie geht erst in die erste Klasse.
Geduldig höre ich meiner Schwester zu. Munter plappert sie mir das Alphabet vor.
Mein Magen krampft sich zusammen. Ich will um nichts in der Welt, dass diese kleine Maus so enden muss wie ich.
Dafür werde ich auch alles tun.
Ich sehe es als meine Pflicht, Saskia das zu geben, was ich nie bekommen habe.
Eine Person, der sei vertrauen kann.
Wieder sehe ich abwesend aus dem Fenster.
Dieses trügerisch schöne Bild… Es hat sich in meine Netzhaut gefressen; genau wie Saskias Grinsen und die leeren Bierflaschen.
Noch eine ganze Weile sitzen wir so da.
Ich sehe wie sehr mich meine kleine Schwester anhimmelt, fühle mich aber wie eine Heuchlerin. Ich spiele ihr mit aufgesetzter Maske die Starke vor. Die, die ich nie war und vermutlich nie sein werde.
Die Wahrheit ist: Ich bin ein psychisches Wrack.
In den siebzehn Jahren meines Lebens habe ich alles erlebt, was mir diese Welt zu bieten hat. Die Zeichen dafür trage ich für den Rest meiner Zeit mit mir herum und versuche sie zu verbergen.
Ich weiß, ich sollte aufhören mich vor den Leuten zu verstecken und ihnen zeigen, wie sehr sie mich verletze haben. Aber ich kann das einfach nicht. Mein eigentliches Ich kennt niemand außer mir selbst.
Das soll auch so bleiben.
Im Korridor fällt die Wohnungstür ins Schloss; ich nehme an, dass es Julia ist. Stimmt, genervt betritt sie das Zimmer. Saskia fällt ihr sofort um den Hals, ich lächle nur zaghaft obwohl ich erleichtert bin, sie zu Hause zu sehen. Manchmal bleibt sie Nächte lang weg.
„Warst du einkaufen“, frage ich sie ohne Begrüßung.
„Steht Alles in der Küche.“ Dann nimmt sie Saskia an die Hand und nimmt sie mit hinaus. Ich glaube sie weiß, dass ich meine Ruhe haben will.
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