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Kapitel 4
...und sich wiederholt...

Ich bin mir nicht sicher, ob es Fehler gibt, die wir alle machen müssen, oder ob es doch am mir als Person liegt. Am Ende ist es jedoch nichts weiter als menschliches Versagen, das sich im Leben jedes Einzelnen widerspiegelt.
Gestern gegen Mittag stand das personifizierte Elend dann doch wieder vor mir.
Ich wollte nicht hinsehen, ich konnte es nicht und ich weiß, dass meine Mutter es auch nicht konnte. Dafür hasse ich sie.
Der einzige Grund, warum ich ihr ihren Scherbenhaufen – unzählige geleerte Flaschen – noch nicht vor die Füße geworfen habe, ist der, dass sich dieser Haufen mit dem Wort ‚Leben’ betiteln lässt. Und in diesem Leben gibt es etwas, was ich nicht komplett zerstören möchte.
Als Tochter habe ich hier Versagt. Hasserfüllt sehe ich zu, wie meine Mutter sich zu Grunde richtet und versuche nicht einmal etwas dagegen zu tun.
Nein, in Wirklichkeit habe ich schon alles versucht, bin jedoch auch an allem gescheitert.
Diese Gewissheit ist beschämet, doch zumindest in dieser Hinsicht bleibt mir die quälende Ungewissheit erspart.
Unumstritten; die Wahrheit macht frei. Dennoch führt sie zuerst durch die Hölle.
Es ist als sei man in einem Alptraum gefangen, aus dem man nicht aufwachen kann.
Ein Alptraum, der mit dem Tod endet.
Diese Selbstgefälligkeit, lässt mein Gewissen an allen Stellen meines Körpers an mir nagen und trotzdem kann ich den Gedanken an diese endgültige Erlösung nicht abstreifen.
Ich kann ihn nur zeitweise zur Seite schieben.
Wie immer.
Warum also nicht auch jetzt?
Konzentriert lausche ich dem gleichmäßig Regen der, mit fast schon einschläfernder Wirkung, auf das Fensterbrett des Wohnzimmers prasselst.
Der Schlafmangel der letzen Zeit macht sich auch heute wieder deutlich bemerkbar. Eigentlich hätte ich noch eine ganze Menge zu tun. Unfertige Hausaufgaben, Spinnenweben an der Decke des Badezimmers und ein Korb mit Bügelwäsche. Allerdings kann ich mich einfach nicht motivieren irgendetwas davon zu erledigen.
Lieber hänge ich meinen düsteren Gedanken nach. Selbst dass Wetter scheint sich meiner Gefühlslage angepasst zu haben. Der Regen wird lauter und…
Und das schrille Schellen der Klingel lassen mich blitzartig aufschrecken. Schnell laufe ich zur Tür und schiele durch den Spion. Fast hätte ich es mir denken können.
Völlig durchnässt und laut lachend standen Julia und Saskia vor der Tür. Natürlich, der Regenschirm stand trocken an der Gardarobe, während sich unter den Füßen meiner Schwestern wahrscheinlich schon Pfützen bildeten.
Also öffne ich die Tür und hohle auch schnell zwei Handtücher. Ein schadenfrohes Lächeln kann ich mir allerdings nicht verkneifen, die Beiden geben wirklich ein uriges Bild ab.
„Emily!“, höre ich Saskia wenig später aus der Küche rufen, während ich gerade die Handtücher über eine provisorisch Wäscheleine im Bad hänge und bei dieser Gelegenheit auch gleich die hässlichen Spinnenwebe entferne.
„Ja?“, antworte ich und versuche neugierig zu klingen und beeile mich fertig zu werden.
Erwartungsvoll reicht sie mir einen Zettel.
„Sehr geehrte Eltern…“, fange ich laut an zu lesen und überfliege dann stumm die Zeilen. „…Wochenendausflug mit einer Kostenbeteiligung von ca. 45 Euro...“
Ich schlucke schwer.
„Ich will auch mit!“, quengelte sie auch schon los, als ständen mir meine Gedanken ins Gesicht geschrieben.
Wie um alles in der Welt sollen wir diesen Ausflug bezahlen? Langsam lege ich die Mitteilung auf den Tisch und schlucke noch einmal. Ich kann nicht Nein sagen, rufe ich mir ins Gedächtnis, bevor mir eventuell doch noch eine unüberlegte Antwort über die Lippen kommt.
„Julia!“, quietscht Saskia dann als ich auf ihren fragenden Blick nicht reagiere, „Schau mal.“ Auch ihr hielt sie das Blatt unter die Nase und ich weiß genau, dass Julia in spätestens fünf Sekunden das gleiche Gesicht ziehen wird wie ich. Angespannt beiße ich mir auf die Zunge, in der Hoffnung, meine Schwester könne wenigstens ein einziges Mal ihre direkte Art etwas zurückstellen.
„Vergiss es!“ Ja. Genau so habe ich das erwartet.
„Ach Julia“, setze ich an, begleitet von Saskias plötzlichem Heulanfall, „du kannst doch nicht…“
Kopfschüttelnd lässt sie den Zettel zurück auf den Tisch segeln. „Doch kann ich. Was soll ich machen? Du weißt doch genauso gut wie ich, dass wir uns das niemals leisten können. Und schon gar nicht für so einen lächerlichen Ausflug.“
Ja, eigentlich denke ich genau das Gleiche.
Seufzend ziehe ich Saskia auf meinen Schoß und versuche sie zu trösten. Allerdings scheinen meine Methoden nicht recht zu helfen.
Lautlos forme ich ein „Ich weiß!“, in Julias Richtung und füge dann noch ein wenig überzeugend klingendes „Ist schon gut. Du darfst sicherlich mitgehen.“, hinzu.
„Jetzt kannst allerdings DU zusehen wie du aus der Nummer wieder raus kommst!“ Genervt und auch sicher genauso übermüdet wie ich verließ Julia die Küche und knallte einen Moment später auch die Wohnungstür hinter sich zu.
Eigentlich hatte ich gehofft, dass sie mich nicht allein sitzen lässt.
Dieses Muster macht mir Angst.
Mit einem Mal bin ich nicht mehr ich, sondern fühle mich wieder als sechsjähriges Kind, das sitzengelassen wird und dessen Bezugsperson plötzlich verschwindet. Damals verstand ich die Welt nicht mehr und diese Verwirrung hält noch bis heute an.
Damals war es so, definitiv.
Und heute ist es wieder so.
Vor Jahren – ich sehe das Bild noch genau vor mir – ist Mama zum ersten Mal geflüchtet. Und heute ist es Julia die so das hinter sich zu lassen versucht, vordem sie, egal wohin sie geht nicht weglaufen kann.
Damals wie heute regnete es.
‚Ich schwöre dir, ich lass dich nie allein.’, verspreche ich stumm und habe dennoch schreckliche Angst, diesen Schwur irgendwann zu brechen.
Vorher wird allerdings etwas kommen müssen, das mich bricht.
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